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„Es ist die Gesamterfahrung, die dich prägt und weiterbringt“ – Kevin Schubert über seinen Journalismus-Master in Wales

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Kevin Schubert hat seinen Bachelor an der Hochschule Darmstadt im Fach Online-Journalismus gemacht und ging dann für seinen Master an der School of Journalism, Media ans Cultural Studies nach Wales. Im Interview blickt der ZDF-Online-Redakteur mit Freude auf sein internationales Studium zurück. Er hat auch Tipps für alle Ausreisewilligen an der Hand.

Von Nina Hassinger

Du hast Deinen Master an der Cardiff University gemacht, in der Hauptstadt von Wales. Würdest Du das Studium dort noch einmal wählen?

Ja, jederzeit. Vor allem wegen des internationale Umfelds. Ich habe heute Freunde aus Ländern wie Kanada, Frankreich, England, Mauritius oder Indien. Großartige Menschen, mit denen ich fantastische Erlebnisse teile, die ich jederzeit besuchen kann – und die mich in meiner Entwicklung und meinen Ansichten natürlich auch stark geprägt haben.

Wie hilft Dir der Master heute beruflich weiter?

Es ist vor allem die Gesamterfahrung Auslandsstudium, die dich prägt und weiterbringt. Du wirst einfach jeden Tag mit etwas Neuem konfrontiert. Da ist die Sprache – logisch. Aber da sind auch all die Geschichten, Kulturen und Lebenseinstellungen von Menschen, die einen ganz anderen Hintergrund als du selbst haben. Und klar, natürlich profitiere ich heute auch von den Studieninhalten. Bei praktischen Arbeiten haben wir uns in den meisten Kursen nach den Maßstäben der BBC gerichtet. Die sind fast identisch mit den redaktionellen Richtlinien, mit denen ich jetzt beim ZDF arbeite. Und thematisch habe ich mich im Studium zum Beispiel intensiv mit der Lage und verschiedenen Akteuren im Mittleren Osten beschäftigt. Das hilft mir jetzt immer mal wieder, wenn es darum geht, eine Nachricht von dort einzuschätzen.

Arbeiten Journalisten in Wales anders als in Deutschland?

Im Grunde genommen nicht. Großbritannien und Deutschland haben da sehr ähnliche Standards. Was Berufsethik und Selbstverständnis angeht, würde ich sogar behaupten, dass es identisch ist. Es sind eher die kleinen Dinge. Ein Beispiel wären Absätze – von denen gibt es in britischen Texten deutlich mehr. Und was auch auffällig war: Rechte Bewegungen, Parteien und Akteure werden in den britischen Medien deutlich unaufgeregter wahrgenommen.

Wie lange hat es gedauert, bis Du alle Unterlagen für den Master zusammenhattest?

Ungefähr einen Monat. Ich brauchte ein Empfehlungsschreiben von einem Professor und einem Arbeitgeber. Außerdem musste ich mit einem IELTS-Test nachweisen, dass meine Englischkenntnisse gut genug waren.

Wie viel Geld sollte man für solch einen Master einplanen?

Am teuersten sind die Studiengebühren. Für „International Journalism“ musste ich damals um die 7.500 Pfund zahlen. Mittlerweile kostet der Master aber 8.000 Euro. Immerhin ist der Pfund seit dem Brexit-Votum nicht mehr so stark. Die Lebenshaltungskosten sind dadurch günstiger geworden. Trotzdem ist das Leben in Cardiff etwas teurer als in Deutschland. Feiern kostet einiges, wenn man nicht immer nur in den Pub der Students Union will. Und die Mieten sind auch bezahlbar. Für umgerechnet 400 Euro im Monat kann man sich  mit Freunden ein Reihenhaus leisten. Das ist luxuriöser als ein Studentenwohnheim – und paradoxerweise auch billiger. Nachteil: Wenn du in Großbritannien niemanden kennst, der für dich bürgt, musst du die Miete für das komplette Jahr im Voraus zahlen. Da sagt man der Bank also am besten schon in Deutschland Bescheid, damit sie das Limit für die Kreditkarte mal für einen Tag aufhebt.

Wie hast Du das finanziert?

Ich habe während dem Bachelor viel gearbeitet. Und die Miete haben dann die Großeltern übernommen. Das hat gerade so gereicht.

Bekommt man für die hohen Studiengebühren  auch etwas Besonderes geboten?

Cardiff gehört zu den Top-Universitäten für Journalismus in Großbritannien, und das hat man auch gemerkt. Wir hatten unheimlich viele und auch sehr interessante Gastlektoren. Einen der Journalisten, die Edward Snowden in Hongkong interviewt haben, zum Beispiel. Oder auch den Chef von BuzzFeed UK. Die Einblicke in deren Arbeit waren hochinteressant.

Wie ist denn der Unterricht? In einer anderen Sprache zu arbeiten, muss erst einmal schwer sein.

Das war es auch. Wir kamen in unserem Jahrgang aus mehr als 20 verschiedenen Ländern. Bis ich mich an all die Akzente gewöhnt hatte, habe ich schon einen Monat gebraucht. Die Dozenten und Professoren haben uns bei der Umstellung aber gut unterstützt. In Großbritannien hat jeder Student einen personal tutor. Der achtet darauf, dass du gut zurechtkommst. Außerdem gab es vier praxisorientierte Schwerpunkte – Zeitung, Magazin, Dokumentation und Rundfunk. Da hast du dann an zwei Tagen in der Woche nur an deiner Zeitung oder deiner Sendung gearbeitet und sofort Feedback von den Dozenten bekommen. Die typischen Fehler, die man im Englischen so macht, sind dadurch sehr schnell ausgemerzt.

Und wie viel Zeit hattest du am Ende für die Masterarbeit – die auf Englisch zu schreiben war?

An die Sprache hat man sich schon vorher gewöhnt. Außerdem hatten wir fast neun Monate Zeit für die Masterarbeit. Wir mussten schon Ende Oktober, also etwa einen Monat nach Masterbeginn, ein erstes Exposé vorlegen. Danach haben wir sofort einen Supervisor zugewiesen bekommen, der sich immer wieder mit uns zusammengesetzt und uns unterstützt hat. Das war ein sehr intensiver Austausch, der sehr schnell zu Fortschritten geführt hat – und durch den wir auch nie das Gefühl hatten, allein zu sein.

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Autor: kunDAbunt

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